Umgang mit Keramikmassen VOR dem Brand

Veröffentlicht am 6. März 2023

Die zarteste Versuchung …
seit es Keramikpulver gibt!

(praktische Zahntechnik trifft Wissen-schaft)

Schon einmal so richtig herrlich mit dem Keramikpulver experimentiert?
Oder doch lieber alles nach Herstellerangaben und dabei brav die ganzen Regeln befolgt, die einem während der Ausbildung ständig indoktriniert (verbal „eingeprügelt“) wurden?

Ich habe es gewagt und mich mal so richtig über die Keramik-Grenzen hinweggesetzt!

Whooot – kann mir mal einer sagen, worum es geht?

Aber gerne doch!
Wir alle kennen Studien aus der Wissenschaft.
Auch wenn die meisten Themen eigentlich höchst spannend sind, so ist das für uns Praktiker halt eben doch nur reine Theorie.

Da wären wir schon bei meinem Hauptanliegen:

Wir sind Praktiker!

Wir lieben es mit unseren Händen etwas herzustellen, produktiv zu sein und auch einfach mal mit unseren Materialien oder Geräten herumzuspielen.
Warum also nicht selbst einfach mal gucken, was passiert, wenn wir ein vermeintliches No-Go absichtlich begehen.

Schließlich ist Zahntechnik ein extrem spannender Beruf.

Warum zeigen wir das unserem Nachwuchs also nicht und regen sie ebenfalls dazu an, selbst zu testen, was passiert, wenn …?

Ene, mene, miste … es rappelt in der Keramik-Kiste

Zack, das passende Keramikpulver herausgefischt und mit noch mehr Zack eine Mini-Versuchsreihe unter realen Laborbedingungen ausgeklügelt.


Die konkrete Frage: Was passiert eigentlich, wenn ich mit den Keramikmasse nicht so umgehe, wie es mir in meiner Ausbildung eingebläut wurde?

Wer hats nicht schon einmal gehört? Keramikmassen werden nur einmal angemischt.
Bitte ausschließlich mit der zugehörigen Flüssigkeit!

Natürlich nur auf einer sauteuren Feuchtplatte.

Eingetrocknete Reste werden weggeworfen.

So und auf gar keinen Fall anders.

Doch was passiert denn nun, wenn man sich nicht an diese goldenen Regeln hält?

Was, wenn man sich ganz dreist darüber hinwegsetzt?

Ich mach das einfach mal!

Für den Test herhalten musste die Keramik von Dentaurum: Ceramotion zr Transpa.

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Der Versuchsaufbau:

Für meinen Test nutze ich die Ceramotion zr Masse von Dentaurum. Zum Start werden alle fünf Proben mit der zugehörenden Anmischflüssigkeit angemischt, um einen exakt gleichen Ausgangspunkt zu schaffen.
Danach folgen die Modifizierungen bezüglich der zu überprüfenden No-Gos.

Wenn alles fix und fertig ist, werden alle Brennproben gleichzeitig in den Ofen geschoben!

Was passiert eigentlich mit der Keramik, wenn man sich nicht an die Angaben hält und mal so richtig von Herzen alles falsch macht?
Ich habe es getestet!

Brennprobe 1:

🦷 Glasklarer Keramikmasse, nach Anleitung, auf Platinfolie.

=> Hierbei handelt es sich um mein Referenzstück, das vollkommen trocken in den Ofen gehen wird.

Brennprobe 2:

🦷 Eingetrocknete, glasklare Keramik, wird mehrfach mit Anmischflüssigkeit angefeuchtet und auf Platinfolie gebrannt.

=> Hierbei soll es ganz schreckliche Ergebnisse geben.
Die Theorie besagt, dass durch das mehrfache Anmischen mit Keramikflüssigkeit eine Aufdopplung der kristallinen Strukturen erfolgt!
Ich bin echt gespannt, ob meine Testreihe das bestätigen wird.

Brennprobe 3:

🦷 Eingetrocknete, glasklare Keramik, wird mehrfach mit destilliertem Wasser angefeuchtet und auf Platinfolie gebrannt.

=> Die Theorie besagt, dass es hier bei zu Blasenbildungen kommen wird.

Brennprobe 4:

🦷 Glasklare Keramik wird in einer Mulde angemischt und auf Platinfolie gebrannt.

=> Eine Mulde zum Anmischen zu nutzen, soll ein absolutes „No-Go“ sein.
Die Erklärung: Da schwerere Keramikbestandteile nach unten sinken und leichtere nach oben steigen, erhält man so beim Aufnehmen mit dem Keramikpinsel keine homogene Keramikmasse zum Schichten.

Brennprobe 5:

🦷 Normal angemischte Keramikmasse, die mit Restfeuchte in den Ofen gestellt wird.

=> Hierbei handelt es sich quasi um mein zweites Referenzstück, sozusagen das feuchte Pendant zur Brennprobe 1.

… auf Platinfolie fertig zum Brennen. Die Erhöhung sorgt dafür, dass die Brennproben eine ähnliche Position in der Brennkammer einnehmen, wie sie sonst unsere Restaurationen haben.

Die Brennparameter:

Die original Brennparameter der Ceramotion zr habe ich für meinen Ofen und der Mini-Versuchsreihe etwas modifiziert!

Starttemperatur: 500°C
Vorwärmzeit: 6 Minuten 
Vorvacuum: 30 Sekunden 
Steigrate: 45°C/Minute
Brenntemperatur: 760°C
Brennzeit: 2 Minuten, unter Vacuum 
Keine LZA (Langzeitabkühlung)
modifizierte Brennparameter

Pro-Tipp für alle, die den anderen um eine Zahnlänge voraus sein wollen: 
Für ein homogeneres und klareres Brennergebnis, stellt in eurem Ofen – je nach Möglichkeit – ein Vorvacuum von 30 Sekunden, zu den Dentinbränden ein.
Das gilt für alle Keramik-Systeme!

Wirft man nun einen Blick auf die scharfen Kanten und den Glanzgrad der fertigen Brennproben, so wird glasklar gezeigt, dass die modifizierten Parameter für diesen Versuch genau richtig waren.

👉🏻 Damit das Brenngut dieselbe Position erreicht, wie sonst unsere Kronen, habe ich sie etwas erhöht in der Brennkammer positioniert.


Diese Ergebnisse sollten erzielt werden / gilt es zu überprüfen:

Brennprobe 1

=> Muss nach Herstellerangaben und perfekt kalibrierten Ofen, ein perfektes Ergebnis liefern!

Brennprobe 2

=> Sollte trübe und mit krisseliger Oberfläche rauskommen.

Brennprobe 3

=> Sollte blasig aus dem Ofen kommen.

Brennprobe 4

=> Sollte milchig trüb (entmischt) rauskommen.

Brennprobe 5

=> Sollte ebenfalls perfekt rauskommen, also glasklar wie 1.

Das Brennergebnis:

Das Brennergebnis aller Brennproben von 1 bis 5 haben eines gemein: 🙈

Bläschen. 😩


Das mag natürlich an meiner Herstellungsweise liegen und sollte keinesfalls der Keramik negativ angelastet werden.

Was sich aber schön erkennen lässt, sind die Unterschiede in der Homogenität.

So richtig überzeugt hat mich nur das Ergebnis der Brennprobe 1.

Und wie ist es euch ergangen?


Fazit

Wie immer fällt mein Fazit sehr subjektiv aus –Logo … ist ja auch mein Versuch!
Für mich hat die Brennprobe 1 das beste Ergebnis erzielt.
Was aber jetzt allen klar sein sollte: Manche Regeln sind eben einfach Regeln.
Warum ich euch trotzdem empfehle, diesen Versuch einmal nachzumachen.
Es macht Spaß 😃 – und ganz nebenbei lernt ihr euer Handwerkszeug noch besser kennen. 💪🏻
Denn nur wer weiß, warum man etwas nicht macht und sich nicht einfach nur an die Regeln hält, weil jemand gesagt hat, dass das eine Regel wäre, kann so richtig gut in dem werden, was er tut! 😮‍💨
Puh, langer Satz.
Aber so ists halt!
Und wer jetzt noch nicht genug von mir hat: 🤪

Alle bisherigen und zukünftigen Tests gibt es auch in der Dental Digital
„Heike hinterfragt …!“ zum Nachlesen!


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